Mit dem Auto nach Spanien: Berlin – Costa Brava und zurück

Mit dem Auto nach Spanien: Berlin – Costa Brava und zurück

Mit dem Auto nach Spanien fahren? Lange Autotouren quer durch Europa sind nicht jedermanns Sache. Es gibt doch den Flieger, der uns schneller und, wie einige meinen, stressfreier zu unserem Ziel bringen. Für uns gilt das nur eingeschränkt: Einer von uns beiden hat Flugangst. Gut, daran kann man arbeiten. Erschwerend kommt aber hinzu, dass wir seit 35 Jahren Camper sind. Zelt und Wohnwagen lassen sich nur schwer im Flieger transportieren. Also fahren wir die 1.700 km von Berlin nach Spanien auf der Autobahn. Das Ziel war die Costa Brava. Hier öffnen wir für dich unseren Fahrtenschreiber.

Auf der Autobahn nach Katalonien? – Kein Problem

Die Karten-App auf dem Handy zeigte uns, dass uns 1.700 Kilometer von unserem Urlaubsziel trennten. In 17 Stunden wäre das zu schaffen. Soweit die Theorie. In der Praxis wurden es zwölf Stunden mehr. Fünf verschliefen wir auf unseren Vordersitzen, drei bis vier verbrachten wir im Stopp-and-Go: In Leipzig gab es eine Baustelle, in Hessen begannen die Ferien und in Frankreich ging dann gar nichts mehr.

Dabei waren wir optimistisch und fühlten uns als alte Hasen: Schließlich sind wir einst mit vier Kindern und einem Wohnwagen 1.800 Kilometer an die Biscaya gefahren. Und das sogar zweimal. Zwischen 29 und 36 Stunden waren wir unterwegs gewesen. Die langen Touren machen uns nichts aus, zumal wir zelten wollten und anstelle des Wohnwagens einen Fahrradträger auf der Hängerkupplung hatten. Viel weniger Ballast, könnte man meinen. Doch bereits das Packen wurde zur Herausforderung.

Achslast, Stützlast, Dachlast, Gesamtlast – das Auto war überladen

Fahrer und Beifahrer in einem Kombi der oberen Mittelklasse mit Zelt und ein paar Sommersachen – gar kein Problem, dachten wir uns und nahmen noch großzügig die Taschen von Sohn und Schwiegertochter mit. Beide wollten uns mit dem Flieger ein paar Tage nach unserer Ankunft folgen. Das umgeklappte Auto füllte sich, die Dachbox ebenfalls. Auf das Heck klemmten wir die E-Bikes, Zelt und Pavillon fanden neben der Dachbox ihren Platz. Ein paar Bücher mussten mit, Proviant für die Reise und die ersten Tage. Das Campingklo war schon mit Spülwasser gefüllt, und wir entschieden uns für die großen und bequemen Stühle. Der Radkasten über dem Hinterrad senkte sich mit jeder Tasche bedrohlicher nach unten, die Hälfte des Reifens war bereits dahinter versunken. Ich schickte meinen Mann zum Wertstoffhof. Dort gibt es eine Waage.

Das Ergebnis war ernüchternd: Die Achslast hinten war überschritten, die Gesamtlast gerade so eingehalten. In unserer Küche warteten noch das verpackte SUP-Board und einige Taschen auf die Beförderung. Der Fahrer ist in der Zulassung einberechnet, aber ich wollte ja auch noch einsteigen. Kurz gesagt: Wir mussten kurz vor der Abreise umdisponieren. Das Board passte nicht mehr ins Auto und wir trennten uns von einem der beiden E-Bikes. Wir fahren Hollandräder, jedes von ihnen wiegt 30 Kilogramm. Diese Last muss laut ADAC prozentual aufgerechnet werden. Ein paar Kleinigkeiten blieben zu Hause, dann ging es mit dem immer noch hängenden Auto los. Es war mittags, nicht morgens um Neun. Aber preußische Pünktlichkeit ist uns zum Leidwesen unseres Umfeldes ohnehin nicht gegeben.

In den Campingurlaub an die Costa Brava mit voller Beladung
Voll beladen, aber nicht überladen: Auf das zweite Fahrrad mussten wir verzichten

Einmal quer durch Europa

Die Fahrt an die Costa Brava war unsere erste lange Tour ohne Wohnwagen. Wir können normal mit dem Strom mitschwimmen und müssen nicht mit achtzig Stundenkilometern hinter den Lkws hinterher fahren. So dachten wir uns das. Aber das volle Auto ließ uns Vernunft walten: Der Tempomat begrenzte die Geschwindigkeit auf 110 km/h. Über lange Strecken wünschten wir uns, in diesem Tempo mal eine Stunde durchfahren zu können. Es war ein Freitag, an dem wir aufgebrochen waren. Keine gute Idee! Das nächste Mal planen wir anders.

Eindrucksvoll war die Tour quer durch Europa dann doch. Wir starteten auf dem Berliner Ring, durchquerten fünf Bundesländer und passierten in der Nähe von Straßburg die Grenze zu Frankreich. Für saftige 90 Euro Maut fuhren wir bis an die spanische Grenze. Von dort aus waren es keine hundert Kilometer bis zu unserem Campingplatz.

Beim Fahren abwechseln? – Funktionierte nicht

Ganz sportlich wollten wir unterwegs sein. Einer schläft, einer fährt. Bei den Urlaubsfahrten mit dem Wohnwagen funktioniert das auf diese Weise nur eingeschränkt. Wir können den 1,6 Tonnen schweren Koloss zwar beide fahren, dem Führerschein der Klasse 3 und unserem fortgeschrittenen Alter sei es gedankt. Doch ich fühle mich nicht wohl, am Steuer des 13 Meter langen Gespanns. Deshalb fahre ich damit nur nachts auf der leeren Autobahn, immer geradeaus. Das funktioniert.

Auf der Tour nach Spanien sollte alles anders werden. Das Problem war: Nach ziemlich anstrengenden Arbeitstagen waren wir beide müde. Morgens um zwei, irgendwo im schönen Frankreich, dachten wir uns, dass ein kleines Nickerchen auf dem Vordersitz nicht schaden könne. Ein Bett hatten wir dieses Mal ja nicht dabei. Wir schnappten uns ein Kissen, betteten uns irgendwie und wachten nach fünf Stunden entsetzt wieder auf. Es war hell, vor uns lag etwa die Hälfte der Strecke und unser Ziel, gegen 13 Uhr am Strand zu liegen, würden wir garantiert verfehlen.

Stopp and Go gibt es auch über eine 200-km-Distanz

Zwischen Lyon und Orange kamen wir über weite Strecken nur im Schritttempo voran. Die Franzosen zog es an die Côte d‘Azur. Nach der Abzweigung irgendwo im Süden Frankreichs konnten wir unseren Tempomaten wieder aktivieren. Da war es bereits nachmittags.

Stau auf der Autobahn auf dem Weg an die Costa Brava
Unser Weg führte uns durch fünf Bundesländer und einmal durch Frankreich. Hier standen wir in Baden-Württemberg, weil in Hessen die Ferien begonnen hatten und viele wie wir auf dem Weg in den Süden waren. Das nächste Mal starten wir in der Mitte der Woche in die Ferien.

Tipps für lange Anreisen in den Campingurlaub

  • Als Vorbereitung eine Liste erstellen: Was wird benötigt, auf was man verzichtet werden?
  • Zuladung des Autos beachten: Achslast, Dachlast, Stützlast, Gesamtlast berücksichtigen
  • Die Insassen müssen mit Ausnahme des Fahrers hinzugerechnet werden
  • Berechnungsgrundlagen für die Lasten beachten! Der ADAC hat eine hilfreiche Übersicht aller Kriterien zusammengestellt
  • Die Fahrzeiten in den Navigationssystemen orientieren sich an der momentanen Verkehrslage, der möglichen Durchschnittsgeschwindigkeit und sie berücksichtigen keine Staus. Somit sollte die Fahrzeit großzügig geplant werden
  • Wenn du vor langen Strecken Respekt hast, solltest du eine Übernachtung einplanen. Mit Wohnwagen oder Wohnmobil kannst du große beleuchtete Rastplätze ansteuern. Uns ist dort nie etwas passiert. Bist du nur mit dem Auto unterwegs, entscheidest du dich für ein günstiges Motel an der Autobahn oder in einer Stadt, die nicht weit entfernt liegt
  • Wichtig: Nicht die eigenen Kräfte überschätzen. Wenn du müde bist, solltest du die Geschwindigkeit reduzieren und auf den nächsten Parkplatz fahren oder die Autobahn an einer Abfahrt verlassen.

Die Rückreise war entspannter

Unsere Rückreise realisierten wir wie geplant: Einer schlief, einer saß am Steuer. Wir waren nach drei Wochen Auszeit fit und kamen optimal durch. Mit kleinen Pausen waren wir nach 22 Stunden zu Hause. Das Navigationssystem hatte wieder 17 Stunden angezeigt.

Den Ferienbeginn im Blick behalten

Wir haben aus der stressigen Anreise die Erkenntnis mitgenommen, dass es hilfreich ist, sich nicht nur über den Ferienbeginn in den Ländern zu informieren, die du durchqueren möchtest: Auf der Hinfahrt war unser erster Stau auf den Ferienbeginn im Bundesland Hessen zurückzuführen. Die lange Passierdauer in Frankreich hatte mit dem dortigen Ferienbeginn zu tun: Die Franzosen lieben es ebenso wie wir, ihrenUrlaub in der Provence und an der Côte D’Azur zu verbringen. Die Autobahn zweigte in Orange zu den begehrten Urlaubszielen ab: Danach kamen wir wieder gut voran.

Keine Angst vor langen Autofahrten

Für uns war die Reise an die Costa Brava nicht die erste längere Tour: Wir haben kein Problem, mit Entfernungen jenseits der 1.000 km. Aus dem Freundes- und Bekanntenkreis wissen wir, dass nicht jeder bereit ist, eine lange Autofahrt zum Urlaubsort in Kauf zu nehmen. Entweder wird es der Flieger oder das Ziel liegt in der Nähe. Wir fragen: Warum nicht?

Auf der Autobahn fliegen Städte und Sehenswürdigkeiten an uns vorbei. Zwar nur auf einem Schild, doch durch unsere Touren nach Frankreich und Spanien haben wir Europa besser kennengelernt. Wir hören Musik, erzählen stundenlang, erfreuen uns an fremden Kennzeichen, die wir noch nie gesehen haben, und vor allem freuen wir uns auf den Urlaub. Auf der Rückreise trägt uns die schöne Zeit nach Hause, die wir genießen durften.

Lange Autotouren mit Kindern

Bei unserer ersten langen Tour an die französische Atlantikküste waren unsere Kinder zwischen 20 und sechs Jahren alt. Wir sind 1.800 km gefahren. In der Babyzeit haben wir uns auf 1.000 km beschränkt. Es hat funktioniert, aber wir haben von dem großen Altersabstand unserer Kids profitiert. Da hat einer den anderen beschäftigt.

Empfehlenswert ist es, viele Pausen und gegebenenfalls eine Übernachtung einzuplanen. Reagieren Kinder aufs Autofahren sehr empfindlich, ist eine andere Urlaubsart sicher die bessere Wahl. Wir hatten derartige Probleme nie und immer viel Spaß, auf unseren langen Autotouren mit den Kids. Vielleicht kommt es auch auf die Einstellung an: Wenn Eltern meckern und stöhnen, kopieren das unsere Kleinen gern. Wir haben Urlaubsfreude vermittelt. Irgendwie hat das funktioniert.

Mit dem Auto quer durch Europa? – Ein klares Ja

Unsere Lust auf weite Anreisen in den Urlaub bedingt im Übrigen einen Verbrenner: In einem anderen Artikel haben wir uns damit beschäftigt, wie sich ein Tagesausflug mit dem E-Auto an die Ostsee gestaltet. Überzeugt haben uns die Erfahrungen nicht. Derzeit passt ein solches Auto nicht in unser Nutzungsprofil.

Darüber hinaus werden wir uns in diesem Leben wohl nicht mehr mit einer Flugreise und einem All-Inclusive-Urlaub anfreunden. Dazu sind wir viel zu individuell. Ein Urlaub ohne Auto und Fahrrad ist nur schwer denkbar. Deshalb wird der Urlaub an der Costa Brava nicht die letzte lange Tour über Europas Autobahnen gewesen sein. Allein deshalb nicht, weil wir diese wunderbare Region bald wieder besuchen möchten.

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