Rewe: veganer Supermarkt – Kulturkampf oder Kundenwunsch?
Ein veganer Supermarkt der Handelskette Rewe hat in der Warschauer Straße in Berlin eröffnet. Es ist deutschlandweit der erste Rewe-Markt, der ausschließlich vegane Produkte anbietet. Der Vorgänger Veganz hatte den Standort zum Jahresende 2023 geschlossen, um sich ganz auf die Produktentwicklung zu konzentrieren. Wird es genug Kunden geben, die das neue Geschäftsmodell annehmen? Die Diskussion zwischen Anhängern der verschiedenen Ernährungsformen ist laut: Folgt Rewe dem Kulturkampf oder dem Bedarf der Kunden?
Das Wichtigste in Kürze:
- Am 10. April 2024 eröffnete Rewe seinen ersten veganen Supermarkt in Deutschland
- Der Standort ist die Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain
- Es handelt sich um ein Politprojekt
- 2.700 vegane Produkte sollen zur Auswahl stehen
- Rewe tritt die Nachfolge von Veganz an – die Supermarktkette hat den Standort aufgegeben
Der erste Rewe-Supermarkt mit veganen Produkten
Ein veganer Supermarkt der Handelskette Rewe ist Mitte März in Berlin entdeckt worden. Der Schriftzug ist bereits angebracht, aber noch unter einem schwarzen Tuch verborgen. Die Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain ist Standort des Pilotprojekts. Kunden konnten dort bis zum Ende des Jahres 2023 vegane und vegetarische Produkte bei Veganz kaufen. Der Händler hat sich zurückgezogen, weil er sich auf die Produktentwicklung spezialisieren möchte. Somit ist der Standort für das Angebot fleischloser Produkte bereits gut bekannt. Veganz hatte zusätzlich Milchprodukte im Angebot: Diese wird es in dem neuen Rewe nicht mehr geben.
Den Tag der Eröffnung des deutschlandweit ersten „Rewe voll pflanzlich“ hatte das Unternehmen zunächst nicht bekanntgegeben. Die Umbauarbeiten waren weit fortgeschritten: es konnte nicht mehr lange dauern. Die Ankündigung hatte in den sozialen Netzwerken hohe Wellen geschlagen. Es hatte etwas von einem Kulturkampf: Veganer gegen Fleischkonsumenten. Irgendwo dazwischen erheben Vegetarier ihre Stimme.
Das Thema ist mittlerweile ein Politikum: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir möchte als Reaktion auf die Bauerproteste eine Tierwohlabgabe einführen. Er ist bekennender Vegetarier. Die AfD hält in Debatten dagegen.
Drei Prozent der Deutschen leben vegan
Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahre 2023 zeigt ein erstaunliches Ergebnis: In Deutschland ernähren sich nur zwölf Prozent der Bevölkerung fleischlos. Drei Prozent leben ausschließlich vegan: Sie verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milchprodukte. Rein statistisch handelt es sich um eine Minderheit, denn die Umfrage besagt, dass 88 Prozent der Deutschen regelmäßig Fleisch konsumieren. Acht Prozent verzichten darauf, nehmen aber Milchprodukte zu sich. Somit leben 97 Prozent der Bevölkerung nicht vegan. Ein beachtlicher Anteil!
Als Kunde des neuen Rewe-Supermarks ist selbstverständlich jeder willkommen, denn Fleischkonsum ist nicht gleichbedeutend mit einem Verzicht auf pflanzliche Produkte. Dennoch ruft die Ankündigung in den sozialen Netzwerken gespaltene Reaktionen hervor.
Einkauf in mehreren Supermärkten
Konsumenten von Fleisch und Milchprodukten finden im veganen Supermarkt eine große Auswahl an pflanzlichen Produkten, von denen sie sich angesprochen fühlen und die sie kaufen möchten. Es gibt jedoch das Problem, dass es im „Rewe voll pflanzlich“ weder Milch, Quark noch Käse gibt. Somit müssen die aus der Statistik als nicht vegan hervorgehenden 97 Prozent der Bevölkerung zusätzlich in einem anderen Supermarkt einkaufen gehen. Sind sie dazu bereit?
Sechs Fakten zur veganen Ernährung
- Vegane Ernährung bedeutet einen Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte
- Für viele Veganer steht das Tierwohl im Mittelpunkt
- Eine Diskussionen für und gegen den Fleischkonsum nehmen Züge eines Kulturkampfs an
- WHO, UN und DGE unterstützen den reduzierten Fleischkonsum
- Im Handel gibt es eine immer größere Auswahl an veganen Fleischersatzprodukten
- Die Anzahl der Veganer liegt in Deutschland bei drei Prozent mit gleichbleibender Tendenz
Kulturkampf um das Fleisch
Beim Scrollen durch die Kommentare, die sich in den sozialen Netzwerken unter der Berichterstattung zum veganen Rewe-Supermarkt häufen, bekommt der interessierte Leser den Eindruck, es handele sich um einen Kulturkampf. Von „Fleischfressern“ ist auf der einen Seite die Rede, von „gesteuerter Umerziehung“ auf der anderen Seite. Wird es ein Zutrittsverbot für Kunden geben, die eine Hose mit einem Ledergürtel tragen?
Woher kommt die Feindseligkeit gegenüber Menschen, die eine andere Ernährungsgewohnheit haben? Sie ist nicht nur in den sozialen Netzwerken zu lesen: Auch in den Medien gibt es immer wieder Artikel, die polarisieren.
Der Mensch ist, was er isst
Ludwig Feuerbach
Dabei sollte es in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft doch jedem selbst überlassen bleiben, was er essen möchte. Die meisten Menschen, die sich für einen Fleischverzicht entschieden haben, verfolgen gar nicht das Ziel, die Gesellschaft zu missionieren: Ihre Entscheidung hat individuelle Gründe, die ganz unterschiedlich sind.
Fünf Gründe für den Verzicht auf Fleisch (und Milchprodukte)
- Tierschutz
- Klimaschutz
- Nahrungsmittelunverträglichkeit
- Religion
- Familiärer oder gesellschaftlicher Einfluss
Es gibt in Deutschland unzählige Familien und Freunde, die miteinander zu Abend essen und die Gewohnheiten des anderen ganz selbstverständlich tolerieren. So sollte es sein, doch es geht auch anders. Im Netz präsentieren sich „militante Veganer“ und solche, die sich über „Leichenfresser“ aufregen. Wohl in Unwissenheit darüber, in welchem Kontext dieser Begriff in der deutschen Sprache gebraucht wird. Andere amüsieren sich über den jungen Vater, der neben seinem Kind eine Tüte mit Einkäufen im Lastenrad transportiert. Wobei eine Stange Porree aus der Tüte ragt.
Der Kulturkampf tobt, allerdings eher im Netz und in der Politik, als auf der Straße oder in den deutschen Wohnzimmern. Und er tobt an einem Ort, an dem viele Menschen erreicht werden: In den Kantinen, den Mensen und in den Schulküchen.
In den Mensen der Universität Potsdam gab es bis vor einigen Jahren vier Gerichte zur Auswahl: Zwei preisgünstige vegetarische oder fleischhaltige Varianten, ein Fleischgericht und ein alternatives Menü. Dieses war vegan. Heute hat das alternative Gericht das Fleischgericht verdrängt. Zur Auswahl stehen zwei oder drei vegan/vegetarische Menüs. Fleischgerichte sucht der Hungrige an den meisten Tagen vergebens. Eine Mitarbeiterin sagte auf Nachfrage, es wäre der neue Trend.
Gleiches ist beim Kochboxen-Anbieter Hello Fresh zu beobachten: Die Fleischgerichte nehmen ab, Menüs ohne Fleisch sind in immer größerer Auswahl erhältlich. Kürzlich brachte das Unternehmen ein vegan/vegetarisches Kochbuch heraus.
Erwachsene können trotz der Veränderungen auf dem Markt wählen, was sie essen möchten. Kinder können es in der Regel nicht. Diskussionen gibt es über Entscheidungen von Städten oder Gemeinden, in Schulküchen nur noch vegetarisches Essen anzubieten. Ein solcher Beschluss der Stadt Freiburg machte im Jahre 2023 deutschlandweit Schlagzeilen. Die Begründung lag auf den hohen Kosten für den Bezug von Fleisch. Doch steckt nicht doch gesellschaftlicher Druck dahinter?
Umdenken: Ja – Verbote und Belehrungen: Nein
Ohne Frage muss sich etwas ändern, an der Massentierhaltung und an dem ungezügelten Konsum von Billigfleisch. Doch das Bewusstsein derjenigen, die einen hohen Fleischkonsum haben, erreicht niemand mit Verboten und Belehrungen. Wer sich zum Leichen- oder Fleischfresser degradieren lassen muss, möchte nicht mehr zuhören, sondern gönnt sich eine Extraportion Schnitzel oder den günstigen Schweinebraten vom Discounter.
Ein hoher Fleischkonsum ist schlecht für die Umwelt, für das Klima, für die Nachhaltigkeit. Das ist bekannt. Es gilt, das Bewusstsein für einen bewussten Fleischkonsum zu schaffen. Selten und hochwertig statt täglich und billig.
Viele Verbraucher geben an, weniger Fleisch zu essen, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Zahlen bestätigen den Trend: Das Statistische Bundesamt ermittelte einen um vier Prozent gesunkenen Fleischkonsum im Jahre 2023. Der Verbraucher hat die Probleme erkannt und er reagiert darauf. Die Fronten im Kulturkampf könnten sich entspannen. Doch die Diskussionen reißen nicht ab, die Meinungen prallen weiter aufeinander. Das Thema: Vegane Ersatzprodukte.
Pflanzliche Ernährung – gesunde Ernährung
Pflanzliche Ernährung ist per se gesund. Zu den Empfehlungen der DGE gehören fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, wobei der Schwerpunkt auf den Gemüsesorten liegen sollte. Möglichst bunt sollte es sein und unverarbeitet. Nüsse und Öle dürfen gern täglich in den Speiseplan eingebaut werden.
Die moderne vegane Ernährung setzt ihren Schwerpunkt nicht nur auf den Verzicht von Fleisch und eine Küche mit natürlichen Zutaten: Vegane Ersatzprodukte gehören für viele Veganer regelmäßig auf den Teller.
Der Fleischersatz feuert die Diskussionen weiter an: Die Supermarktkette Kaufland hat in einer Brandenburger Filiale die Fisch-Frischetheke gegen ein Regal mit veganen Ersatzprodukten ausgetauscht. Lidl bietet pflanzliche Fleischprodukte künftig günstiger an als das tierische Pendant. Es stellt sich die Frage, warum diese Entscheidungen getroffen werden, obwohl nur ein geringer Prozentsatz der Deutschen vegan lebt?
Vegane Ersatzprodukte liegen im Trend
Wurst und Fleisch aus pflanzlichen Inhaltsstoffen erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit. Sie werden nicht nur von Kunden gekauft, die sich fleischlos ernähren: Auch Fleischliebhaber greifen zu den pflanzlichen Alternativen. Aus Neugier, ob das Lebensmittel genauso schmeckt wie das Fleisch. Oder weil die Debatten ein schlechtes Gewissen verursachen. Einige möchten ihren Fleischkonsum reduzieren, ohne ganz darauf zu verzichten. Doch wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus?
Pflanzen mit Schinkengeschmack gibt es nicht
Fakt ist, dass es keine Pflanzen gibt, die nach Schinken, Hackfleisch oder Mettwurst schmecken. Um ein perfektes veganes Ersatzprodukt zu kreieren, muss der Geschmack mit Aromen erzeugt werden. Zudem soll das Ersatzprodukt eine Konsistenz haben, die dem Original ähnlich ist. Hier kommen unter anderem Klebemittel zum Einsatz.
Die Liste der Inhaltsstoffe ist bei veganen Ersatzprodukten häufig lang. Gesunde Ernährung sollte vorwiegend aus Produkten mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen bestehen. Daraus ergibt sich ein Widerspruch: Bei zehn bis 15 Inhaltsstoffen sprechen Experten bereits von hochverarbeiteten Produkten, die dem Körper nicht regelmäßig zugeführt werden sollten. Bedeutet dies, dass vegane Ersatzprodukte ungesund sind?
Ersatzprodukte in Maßen genießen
Da vegane Ersatzprodukte im Handel in großer Auswahl angeboten werden, gibt es Tests und Analysen der Inhaltsstoffe. Das Fazit: Vegane Wurst und veganes Fleisch zählen zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln, die nur in Maßen genossen werden sollten. So gleichen sich die Ernährungsgewohnheiten an: Nicht täglich Fleisch, nicht täglich Fleischersatz. So kann gesunde Ernährung für alle funktionieren.
Der Streit um den veganen Wurstbegriff
Gestritten wird nicht nur um die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den Körper: Auch der Name ist Gegenstand der Debatte. Jedes deutsche Wort hat eine Herkunft, das mit langer Tradition verknüpft ist. Fleisch und Wurst tierische Produkte. Es heißt, vegane Wurst wäre keine Wurst, sondern ein gänzlich anderes Produkt, das einen eigenen Namen bekommen solle. In Frankreich, dem Land, das seine Sprache in besonderem Maße pflegt, setzt die Regierung dies künftig um: Bezeichnungen wie vegane Wurst oder vegetarisches Fleisch sollen verboten werden.
Dass Deutschland diesbezüglich eine ähnliche Gesetzgebung erlässt, ist unwahrscheinlich. Fakt ist jedoch, dass die Etymologie der Begriffe Fleisch und Wurst einen tierischen Ursprung hat. Deshalb steht die Frage im Raum, warum die Ersatzprodukte nicht bereits bei ihrer Entwicklung einen eigenen eindeutigen Namen erhalten haben.
Neue Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Fast zeitgleich mit der Ankündigung, dass ein veganer Supermarkt von Rewe in Berlin eröffnen wird, gab die DGE überarbeitete Empfehlungen für eine gesunde Ernährung aus. Diese folgen dem Trend zum Fleischverzicht in einem so deutlichen Maße, dass Kritiker eine neue Runde im Kulturkampf eingeläutet sehen.
DGE-Empfehlungen im Überblick:
- 300 Gramm Fleisch- und Wurstwaren in der Woche
- Ernährung sollte mindestens zu 3/4 aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen
- Milchprodukte und Fleisch machen 1/4 der Ernährung aus
- Beschreibung einer neuen mathematischen Optimierung der Ernährungsweise
- Pro Woche sollte nur ein einziges Ei konsumiert werden
Die Änderung der Empfehlungen waren laut DGE erforderlich, um eine nachhaltige Ernährungsweise zu fördern und ernährungsbedingte Erkrankungen zu reduzieren. Dabei soll eine ausreichende Nährstoffzufuhr erreicht werden. Ob die Empfehlungen mit den Diskussionen zwischen Fleischkonsumenten und Veganern zu tun haben, mit dem politischen Vorstoß des Vegetariers Cem Özdemir, oder ob die Veröffentlichung mitten in diesem Kulturkampf ein Zufall ist, kann derzeit nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden.
Die Evolution hat uns im Griff
Wir alle sind Kinder der Evolution und unseren Vorfahren in einigen Gewohnheiten immer noch eng verbunden. Die industrielle Ernährung, die wir zu uns nehmen, gibt es seit etwa 200 Jahren. Die Menschheit ist einige zehntausend Jahre älter. Es dauert lange, bis sich der Organismus an neue Gewohnheiten anpasst. Somit braucht unser Körper immer noch das, was er zu Urzeiten benötigte. Was heißt das?
- Unsere Vorfahren konsumierten nur Fleisch, wenn sie es erbeuten konnten
- Sie ernährten sich vorwiegend von Obst und Gemüse, das sie in der Natur fanden
- Sie tranken Wasser
- Sie mussten längere Zeit ohne Nahrung auskommen
- Verarbeitete Lebensmittel kannten sie nicht
- Sie nahmen keine Milchprodukte zu sich
Gesund ist eine Ernährung, die sich an der Evolution orientiert. Transformieren wir sie auf das 21. Jahrhundert:
- Einmal in der Woche Fleisch
- Täglich Obst und Gemüse
- Wasser und ungesüßten Tee
- Intervallfasten (Zwölf bis 16 Stunden täglich)
- Wenige verarbeitete Lebensmittel
- Wenige Milchprodukte
Verarbeitete Lebensmittel haben viele Inhaltsstoffe. Einige Experten halten mehr als fünf Inhaltsstoffe für bedenklich, bei anderen Empfehlungen sind es 15. Wichtig sind auch hier die natürlichen Zutaten. Wenn die Inhaltsstoffe in der Natur nicht vorkommen oder nur als Zungenbrecher ausgesprochen werden können, ist Achtsamkeit geboten. Dies gilt für tierische Wurst ebenso wie für veganes Fleisch.
Kulturkampf oder Kundenwunsch?
Ob Rewe seinen „voll pflanzlich“- Ableger aus Gründen des gesellschaftlichen Drucks eröffnet hat oder ob der Einzelhändler Marktforschung betrieb, ist nicht kommuniziert worden. Der Vorgänger Veganz hatte nicht nur vegane, sondern auch vegetarische Lebensmittel im Sortiment. Er hat den Standort nicht wegen ausbleibender Kundschaft aufgegeben, sondern wegen einer Veränderung der Geschäftsausrichtung. Dies sollten all jene berücksichtigen, die sich im Kulturkampf auf die Seite der Fleischkonsumenten stellen und die Tatsache des Betreiberwechsels hämisch mit einem „schließt eh bald“ kommentieren.
Wer in freudiger Erwartung des neuen Angebots der Meinung ist, dass es bald nur noch vegane Supermärkte von Rewe geben werde, dem sei gesagt, dass dies mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so sein wird. Es handelt sich um den ersten Supermarkt dieser Art und um ein Pilotprojekt. Der Standort an der Warschauer Straße ist für einen Großeinkauf nicht geeignet: Angesprochen wird die Laufkundschaft. Dies sind nicht nur vegan und vegetarisch lebende Menschen, sondern alle, die pflanzliche Produkte kaufen möchten.
Verkäufer werden mit hoher Sicherheit nicht kontrollieren, ob Kunden ein Portemonnaie aus Tierleder zücken oder in ihrer Einkaufstasche ein Paket Schnitzel und eine Tüte Milch aus dem Supermarkt der naheliegenden East Side Mall transportieren. Der „Rewe voll pflanzlich“ ist ein Angebot für jedermann. Es bleibt die Hoffnung, dass das Projekt einen Waffenstillstand im Kulturkampf einläutet: Kunden kaufen ihre Waren wie in jedem anderen Laden auch, unabhängig von ihrer Ernährungsweise. Sie stehen in einer Reihe an einer Kasse an, sind zufrieden mit dem frischen Angebot und tolerieren Lederportemonnaie und Fleischpaket mit gelassener Selbstverständlichkeit.
Am Tag der Eröffnung war das Interesse spürbar. Ex-Bürgermeisterin Franziska Giffrey eröffnete den Laden und outete sich als Fleischkonsumentin. Der vegane Eierlikör schmeckte ihr dennoch. Rewe betonte, dass es sich um einen Einzelstandort handele und dass die Umstellung weiterer Filialen derzeit nicht geplant sei.
Letztlich bleibt der Kulturkampf auf der Strecke, weil Rewe ein gewinnorientiertes Unternehmen ist. Und so entscheidet der Kundenwunsch, ob sich der Rewe in der Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain etablieren wird. Niemand wird am Eingang oder an der Kasse fragen, ob der Kunde Veganer, Vegetarier oder Fleischliebhaber ist. Weil jeder so leben darf, wie er leben mag.
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