E-Auto-Reichweite: Komme ich von Berlin an die Ostsee?
Wie sieht es mit der E-Auto-Reichweite aus? Diese Frage stellen sich potenzielle Käufer, die sich mit dem Umstieg auf die Elektromobilität befassen. In der Region Berlin-Brandenburg ist die Infrastruktur sehr unterschiedlich: In der Hauptstadt und im angrenzenden Potsdam gibt es zahlreiche Lademöglichkeiten. In der Uckermark und im Havelland sieht es anders aus. Und dann gibt es noch die Badewanne der Berliner: Warnemünde. Der Tagestrip ist im Sommer für viele eine schöne Tradition. Berlin-Mitte liegt 250 Kilometer von der Küste entfernt. Ist die Tagestour mit dem E-Auto realistisch? Schauen wir uns die Thematik einmal genauer an.
Das Wichtigste in Kürze:
- Das E-Auto wird als umweltschonende und sparsame Technik der Zukunft favorisiert
- Im Betrieb sollen E-Autos günstiger sein als Verbrenner
- Die Reichweite der Fahrzeuge hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht
- Leider gibt es nicht in allen Regionen Deutschlands ausreichend Ladesäulen
- Das E-Auto ist nicht für jedes Fahrprofil geeignet
E-Auto – das Antriebsmodell der Zukunft?
Wie in so vielen Fragen, gehen die Meinungen über das E-Auto weit auseinander. Der elektrischen Antriebstechnik gehört die Zukunft, sagen die einen. Der Verbrenner soll bleiben, meinen die anderen. Dem schließt sich sogar die CDU an: In ihrem Programm steht geschrieben, dass der Verbrenner weiterentwickelt werden soll. Bislang plant die EU ein Verbot der Zulassung von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
In den sozialen Netzwerken wird eine laute, sehr einseitige Diskussion geführt. Der alte weiße Mann mit Hut, der sich dem Fortschritt verschließt, fährt einen Verbrenner und zerstört die Umwelt. Das E-Auto wäre kostenneutral, auf der Autobahn dauert der Ladevorgang eine halbe Stunde. Die Fahrzeit von Berlin nach Barcelona, eine Strecke von 1.700 Kilometern, verlängert sich nur um zwei Stunden. Pausen müssen ohnehin sein, das könne man in Kauf nehmen. Doch sind diese Diskussionen realistisch?
Der Elektromotor ist umweltfreundlich
Der Elektromotor ist ein umweltfreundlicher Antrieb. Er stößt kein CO2 aus, er ist leise und er lässt sich enorm kostengünstig betreiben. So lauten die Leitkriterien, die Lust auf den Umstieg machen sollen. Die ersten beiden Aussagen stimmen ohne Einschränkungen. Doch der günstige Kostenfaktor ist nur gegeben, wenn das E-Auto zu Hause an der eigenen Wallbox geladen werden kann. Die wiederum von der PV-Anlage gespeist wird.
Über die Reichweite schweigen sich die Befürworter des Elektroantriebs gern aus. 400 Kilometer schaffen die Fahrzeuge im Durchschnitt unter idealen Bedingungen. Diese sind gegeben, wenn die Außentemperaturen bei 22 Grad Celsius liegen.
Mehr E-Autos auf den Straßen
Die Anzahl der Fahrzeuge, die mit einem Elektromotor betrieben werden, hat sich in den letzten fünf Jahren deutlich erhöht. Auch bei uns, im Flächenland Brandenburg. Doch der ein oder andere Besitzer der modernen elektrischen Fahrzeuge ist mittlerweile in der Realität angekommen: Die Reichweite ist geringer als gedacht, die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen reicht nicht aus.
Das Problem mit den öffentlichen Ladesäulen
Wer kein Haus mit Solaranlage und Wallbox besitzt, sieht sich nicht selten mit einem Mobilitätsproblem konfrontiert. Ladesäulen funktionieren nicht, oder sie lassen sich nur mit einem Smartphone und der passenden App aktivieren. Die Kreditkarte wird akzeptiert, die klassische Zahlung mit Bargeld oder Girocard nicht.
Mieter, die keinen festen Parkplatz mit Ladesäule buchen können, haben ein Problem: In größeren Wohngebieten gibt es bestenfalls wenige Ladesäulen. Diese sind am Abend oder über Nacht häufig belegt. Die Installation einer Wallbox wäre in einem Mietshaus nur mit Zustimmung des Vermieters möglich. Die Gegebenheiten lassen die Einrichtung in vielen Mehrfamilienhäusern nicht zu.
Für den Stadtverkehr perfekt
Im Berliner oder Potsdamer Stadtverkehr ist das E-Auto eine gute Alternative zum Verbrenner. Es gibt ausreichend Ladesäulen, die Entfernungen sind gering. Besitzer von E-Autos können kostenfrei parken. Wer ein Einfamilienhaus besitzt, betreibt das Fahrzeug oftmals kostenneutral. Doch je weiter wir uns von der Metropolregion entfernen, desto größer werden die Probleme mit der E-Auto-Reichweite.
Ein Rentner aus Borkwalde in Potsdam-Mittelmark spricht Klartext
Gerhard S., ein 76 Jahre alter Rentner aus Borkwalde, Besitzer eines Eigenheims mit Solaranlage, hat sich ein E-Auto gekauft und betont, dass er von der Technik überzeugt ist. Dennoch gibt er im Interview mit der lokalen Märkischen Allgemeinen Zeitung * zu, dass er mit der Reichweite Probleme hat.
„Da bleibt einem schon des Öfteren fast das Herz stehen, weil ich nicht weiß, ob ich rechtzeitig die Ladesäule erreiche und wenn ja, ob sie auch öffentlich zugänglich oder gerade defekt ist.“ Das Problem sei nicht nur die geringe Reichweite des E-Autos, sondern auch die schlechte Infrastruktur in der Region, bemängelt der 76-Jährige. „Im Sommer ist es besser, aber im Winter steigt der Energieverbrauch meines E-Autos drastisch, sodass ich öfter unterwegs laden muss.“
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung. „Die Angst fährt mit“. Abgerufen am 24. Mai 2024
Silvestertrip nach Zingst
Gerhard S. wollte mit seiner Frau nach Zingst reisen. An Silvester. Die Strecke ist mit 300 Kilometern etwas länger als von Berlin nach Warnemünde. Seine Erfahrungen beschreibt er in der Zeitung so:
Als ich an eine Ladesäule kam, war die nicht in Betrieb. Beim nächsten Halt zeigte mein Elektroauto nur noch eine Fahrreserve von 50 Kilometern. Das ist schon sehr kritisch.“ Früher hat Gerhard S. seine Frau belächelt, wenn die sich angesichts des niedrigen Tankstandes im Benziner Sorgen machte. „Heute habe ich Angst“, sagt Gerhard S.. Denn die angegebene Reichweite von E-Autos sei im Grunde eine Mogelpackung. Die tatsächliche Reichweite ist viel geringer. Vom Hersteller werde empfohlen, die Batterie nur zu 80 Prozent aufzuladen, damit der Stromspeicher im Auto länger hält, erklärt Gerhard S. Gleichzeitig solle man bereits wieder zur Ladesäule fahren, wenn man noch zehn bis 20 Prozent Restladung hat. „Von den angegebenen 450 Kilometern kannst du dadurch gleich mal 180 Kilometer abziehen. Das ist eine lächerliche Reichweite und du bist gezwungen, mehrmals an die Ladesäule zu fahren.“
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung. „Die Angst fährt mit“. Abgerufen am 24. Mai 2024
Gerhard S. möchte auf die Fahrten zur Ostsee nicht verzichten: Er hat sich einen Verbrenner als Zweitwagen gekauft. Das Elektroauto nutzt er nur noch für kürzere Strecken.
* Hinweis: Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke
Ostseebad Warnemünde – die Badewanne der Berliner
Von Berlin nach Warnemünde: Der Hauptstädter liebt es, einen Tag in seiner “Badewanne“ zu verbringen. Er fährt morgens ins Ostseebad und abends wieder zurück. Wenn die Wetter-Apps Sonnenschein und Temperaturen über 25 Grad Celsius ankündigen, ist in der Hauptstadt frühes Aufstehen angesagt. Wer um sechs Uhr aufbricht, ist halb neun dort und bekommt ohne langes Suchen einen Parkplatz. Schon drei Stunden später gibt es vor den Parkhäusern lange Autoschlangen. In den Sommerferien schrumpft die Chance auf einen Parkplatz schon am Vormittag. Es verrinnt wertvolle Zeit, die der Berliner am Meer verbringen möchte.
Bei früher Ankunftszeit gibt es in Warnemünde eine Parkplatzgarantie. Wenn ein Verbrennungsmotor im Auto eingebaut ist. Mit einem E-Auto muss der Parkplatz eine Ladesäule haben. Denn bei einer durchschnittlichen Reichweite von 400 Kilometern, wird es knapp, mit der Heimfahrt in die Hauptstadt. Eine vom ADAC veröffentlichte Tabelle zeigt, dass große Reichweiten eher auf hochpreisige Fahrzeuge beschränkt sind.
Das Ende der uneingeschränkten Mobilität
Der DDR-Bürger fuhr mit dem Trabbi, Wartburg oder Lada zur Ostsee. Mit einer Trabbi-Tankfüllung kam die Familie vom Ost-Berlin nach Warnemünde. Nach der Wende reichte der Tank eines durchschnittlichen Pkw’s für die Hin- und Rückreise. Mit der E-Auto-Reichweite bahnt sich die Rolle rückwärts an: Kritische Geister fragen sich wie der Tagestrip von Berlin an die Ostsee funktioniert. E-Auto-Fahrer berichten von Touren, die zu einem Abenteuer wurden. Oder zu einer Belastung, wenn Termine einzuhalten sind oder kleine Kinder mitfahren.
E-Auto-Reichweite und der Ostseetrip
Fakt ist: Auch unter idealen Bedingungen wird es knapp, mit der Tour Berlin-Warnemünde-Berlin. Selbst teure Stromer brauchen bei 500 Kilometern eine Nachladung. Wenn Klimaanlage und Radio laufen oder der Stau häufiges Bremsen und Anfahren einfordert, geht die Kapazität schneller zur Neige. In Warnemünde sind die Chancen auf einen Parkplatz mit Ladesäule vernichtend gering. Also muss ein Stop auf der Autobahn eingelegt werden.
Kopfrechnen beim Autofahren
Ein Familienvater befindet sich mit seiner Frau und einem Kleinkind auf der Rückreise von der Ostsee. Er erzählt von Kopfrechenaufgaben am Steuer: Navi gegen Reichweite. Komme ich nach Hause oder muss ich doch einen Stopp einlegen? Die Entscheidung fällt auf den Zwischenstopp. Der junge Mann erhöht die Geschwindigkeit, um die Wartezeit an der Raststätte auszugleichen. Doch prompt reagiert das Auto mit einem erhöhten Stromverbrauch.
Die Rechnung ging nicht auf, der Stopp muss früher eingelegt werden und dauerte mehr als eine halbe Stunde. Trotz Schnelladesäule und Kosten von 80 Cent pro kWh: Der Vater hat Zuhause die Möglichkeit, den Wagen über die eigene Solaranlage zu laden. Aus diesem Grund nutzt er keine Apps oder Flatrates für das vergünstigte Tanken auf der Autobahn. Auf längeren Strecken ist er von dem E-Auto enttäuscht.
Mit dem elektrischen Dienstwagen unterwegs
Drei junge Männer arbeiten in Wismar. Sie haben einen geschäftlichen Termin in der Hauptstadt. Als Dienstwagen steht ein E-Auto zur Verfügung. Das Trio kam zu spät, weil der Akku am Morgen nicht voll geladen war. In Berlin fanden die ortsunkundigen jungen Kollegen keine freie Ladesäule. Die App, die derartige Säulen anzeigen sollte, funktionierte nicht zuverlässig. So verbrachten sie auch auf dem Rückweg unfreiwillig Zeit auf der Raststätte, während das Auto lud. Sie merkten an, dass sie den teuren Kaffee nicht gekauft hätten, wenn sie mit dem Verbrenner an die Tankstelle gefahren wären.
Zwei Journalisten auf Tagestour an die Küste
Vor einigen Jahren veröffentlichte eine große deutsche Tageszeitung einen Erfahrungsbericht über eine Testfahrt mit dem E-Auto an die Ostsee. Die Journalisten hatten arge Probleme, die Strecke zu bewältigen. Das dichte Netz an Ladesäulen gab es noch nicht, die Reichweite der Fahrzeuge war geringer.
Auf dem Rückweg verloren sie die Geduld. Sie hatten die Klimaanlage und das Radio ausgeschaltet und beschränkten sich auf eine Geschwindigkeit von 90 Kilometern in der Stunde. Dennoch war der Akku an der Stadtgrenze leer.
Sie ließen das Fahrzeug vor den Toren Berlins im Garten eines Privathauses stehen, wo es von dem hilfsbereiten Eigentümer in 24 Stunden am Haushaltsstrom geladen wurde. Die Journalisten nahmen es mit Humor. Mittlerweile hat sich die Technik verbessert. Aber längere Strecken bleiben nach wie vor eine Herausforderung.
Das Nutzungsprofil realistisch einschätzen
Die E-Auto-Reichweite ist in Verbindung mit der in vielen Regionen unfertigen Infrastruktur ein Problem des umweltfreundlichen Antriebs. Aus diesem Grund sollte jeder, der den Kauf eines E-Autos plant, sein Nutzungsprofil und die Voraussetzungen für das Nachladen realistisch einschätzen.
- Werden regelmäßig Strecken jenseits der 300 Kilometer zurückgelegt?
- Sollen mit den E-Auto über längere Distanzen Lasten gezogen werden?
- Gibt es zu Hause eine Möglichkeit, das Fahrzeug kostenneutral zu laden?
Wer häufig längere Strecken zurücklegen möchte, schaut sich in der Praxis nach Alternativen um. Es gibt ja noch den Flieger und den Zweitwagen. Mit Verbrennungsmotor, versteht sich.
E-Auto und Flieger – die perfekte Lösung
In einer Wohnsiedlung stehen zwei elektrisch betriebene Kleinwagen vor einem Einfamilienhaus. An der Fassade ist die Wallbox angebracht. Eins der Autos ist an dem Kabel angeschlossen. Auf dem Dach gibt Solarkollektoren. Der Hauseigentümer ist im Vorgarten beschäftigt und voller Stolz bereit, über seine Anlage zu berichten. Er lädt die Autos abwechselnd, der Strom wird von der Solaranlage auf dem Dach bereitgestellt.
Der Mann ist glücklich mit der neuen Technik: Die Fahrzeuge wurden beim Kauf subventioniert. Er hat nach eigenen Angaben keinerlei Kosten, da der Strom aus der Solaranlage für den Betrieb ausreicht. Lange Strecken legen er und seine Gattin nicht zurück, beide nutzen die E-Autos nur für Fahrten in der Region. Für die Urlaubsreise wird der Flieger gebucht. Er lächelt, nimmt den Besen und beginnt, die Einfahrt zu fegen.
Der Zweitwagen hat einen Verbrennungsmotor
Rentner Gerhard S. aus Borkwalde hat in einen Zweitwagen investiert. Mit dieser Lösung ist er nicht der Einzige: Es gibt zahlreiche Fahrer, die ihr E-Auto auf langen Strecken in der Garage lassen und doch wieder auf den Verbrenner zurückgreifen. Denn wer ehrlich ist, gesteht sich ein, dass Strecken wie Berlin-Barcelona mit den klassischen Stopps zum Tanken und Rasten bereits lang genug sind. Auch der engagierteste E-Auto-Fahrer hat vermutlich wenig Lust, diese 24-Stunden-Tour um weitere Stunden zu verlängern.
Gleiches gilt für alle Urlaubsreisen, die länger als 300 Kilometer sind und ohne Herzklopfen bewältigt werden sollen. Es gibt keine statistischen Erhebungen darüber, wie viele E-Auto-Fahrer einen Zweitwagen nutzen oder mit dem Flieger in den Urlaub reisen. Interessant wäre eine solche Befragung allemal.
Eine Kombination aus Solaranlage und Wallbox ist eine Lösung, die gut funktioniert. Doch sie ist nicht für jedermann geeignet. Wer eine Mietwohnung hat, darf ohne Zustimmung des Vermieters keine Wallbox installieren und hat in der Regel auch keine Solaranlage auf dem Dach. Vielen Mietwohnungen fehlt der eigene Parkplatz. Denken die Kritiker des Verbrenners darüber nach, wo das E-Auto eines Mieters ohne eigenen Parkplatz geladen werden könnte?
Nie wieder E-Auto?
Eine junge Frau, ebenfalls wohnhaft im mittelmärkischen Borkheide, ist von ihrem E-Auto nicht überzeugt. Sie lädt es günstig an der heimischen Wallbox, der Strom wird von der Solaranlage produziert. Dennoch steht bei ihr ein Verbrenner als Zweitwagen bereit und sie würde nicht noch einmal in ein vollelektrisches Auto investieren, wie sie der Märkischen Allgemeinen Zeitung verrät.
Sie schätzt die Kosten für eine Aufladung Zuhause auf 15 EUR. Im Sommer schafft sie 300 Kilometer. Aber nur, wenn sie die Klimaanlage ausschaltet. Sonst sind es nur 220 Kilometer. Im Winter sinkt die Reichweite auf 180 Kilometer. Sie muss ihr Fahrzeug bei niedrigen Temperaturen fünfmal pro Woche laden. Die Kosten liegen dann bei 75 EUR für 900 gefahrene Kilometer. Ihr Fahrzeug mit Verbrennungsmotor hat eine Reichweite von 900 Kilometern, unabhängig von der Jahreszeit. Eine Tankfüllung kostet 80 EUR.
Unterwegs spricht die junge Mutter spricht von einer Ladezeit von 45 Minuten bis zu drei Stunden, auch wenn eine Schnellladesäule vorhanden ist. Für die Nutzung der Säulen musste sie ein Kabel für 200 EUR kaufen.
In den Urlaub wird der Verbrenner genommen. Wenn sich die vierköpfige Familie doch für einen Trip mit dem E-Auto entscheidet, dann liegt der Urlaubsort nicht so weit weg.
Ihr Fazit nach über eineinhalb Jahren mit einem E-Auto. „Ich würde mir nicht noch einmal ein vollelektrisches Auto holen. An der ganzen Technik und Ladeinfrastruktur muss Deutschland noch feilen … Im Umland gebe es zu wenige Lademöglichkeiten und das Laden sei nicht wirklich günstiger. „Es sei denn, man hat zu Hause eine Wallbox und eine Solaranlage auf dem Dach.“
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung. „Nie wieder E-Auto“. Abgerufen am 28.05.2024
E-Auto-Reichweite: Ostsee nur mit Zwischenstopp
Wer sich für ein E-Auto entscheidet, wählt den Fortschritt. Zumindest dann, wenn es um die Umwelt und um den Komfort geht. E-Autos sind geräumig, bieten eine große Ladefläche auch im Motorraum, und sie sind sehr leise. In Bezug auf die Reichweite müssen Besitzer von E-Autos Abstriche machen: Das kontinuierliche Vorankommen mit kurzem Tankstopp ist nicht mehr möglich. Die Akkuleistungen können mit der Reichweite des Verbrenners nicht mithalten. Die Ausstattung und Kompatibilität der öffentlichen Ladesäulen steckt noch in den Kinderschuhen. Der Trip des Berliners in seine Warnemünder Badewanne ist nur mit einem Zwischenstopp möglich.
Die Folgekosten beachten
E-Autos sind von der Kfz-Steuer befreit. Da sie sehr schwer sind, lässt sich über die Gerechtigkeit dieser Maßnahme streiten, denn sie belasten die Fahrbahnen ebenso wie ein Verbrenner. Nur die Emissionen sind geringer. Die staatliche Förderung für den Kauf der Fahrzeuge läuft aus. Bleibt die Frage nach den Verbrauchskosten.
Ein E-Auto ist dann günstig, wenn der Besitzer ein Eigenheim mit Stellplatz oder Garage direkt am Haus hat. Gibt es eine Solaranlage, die kostenneutralen Strom produziert, ist das E-Auto günstiger, als der Verbrenner. Und nur dann. Das regelmäßige Nachtanken an öffentlichen Ladesäulen macht das Fahren sogar teurer.
Die Probleme mit dem Stromnetz
Das Nachladen der E-Autos belastet das Stromnetz enorm. Sollte die Zahl der Fahrzeuge mit Elektromotor weiter ansteigen, kann dies vor allem in Ballungsgebieten zu Problemen kommen. Deutschland hat sich trotz der Zunahme des Strombedarfs entschieden, die Atomkraftwerke abzuschalten. In der Folge wurde der Strom nicht nur teurer: Er ist in einigen Regionen wird er knapp.
In der Stadt Oranienburg, gelegen im brandenburgischen Landkreis Oberhavel, werden Neubauten nicht mehr an das Stromnetz angeschlossen. Grund: Keine Kapazitäten. Auch Wallboxen bedürfen einer Genehmigung.
Die Zukunft des E-Autos ist noch nicht geschrieben
Die sichere Zukunft des E-Autos ist noch nicht geschrieben. Dies ist vermutlich einer der Gründe, wegen derer die CDU dem Verbrenner-Aus eine Absage erteilen möchte. Solange Mieter in Berlin nach der Spätschicht 20 Minuten nach einem freien Parkplatz suchen müssen, ist das E-Auto keine Option. Auch, wenn es nur für den Weg zur Arbeit genutzt wird: Spätestens nach einer Woche muss eine Ladesäule her. In Städten, in denen es nichtmal genug Parkplätze für Mieter gibt, kann die Suche nach dem Stromkabel zu einem abenteuerlichen Unterfangen werden.
Um das E-Auto abseits der großen Städte zukunftsfähig zu machen, müssen Reichweite und Lademöglichkeiten verbessert werden. Jedermann sollte, unabhängig von seiner Wohnsituation, Zugang zu einer Ladesäule haben. An dieser sollte er den Akku günstig und barrierefrei laden können. Diese Voraussetzungen sind in einem ostdeutschen Flächenland wie Brandenburg nicht gegeben. In Berlin sind in den letzten Jahren viele Ladesäulen entstanden. Doch das Nachladen im öffentlichen Raum ist teuer. Wenn sich die Politik einen Umstieg auf das E-Auto wünscht, sollte sie bessere Voraussetzungen schaffen. Auch die Autoindustrie ist gefragt: Die Reichweiten liegen nach wie vor weit hinter denen eines Verbrenners zurück. Für den Umstieg auf die Elektromobilität gibt es noch viel zu tun.
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